Frauen

Fernande Olivier 1904 – 1909
La belle Fernande heißt es, hatte eine schöne Stimme. Sie war die erste Gefährtin Picassos. Gemeinsam verbrachten sie die frühen Jahre in Paris. Beide Anfang zwanzig, durchstanden sie die kargen Jahre im Bateau Lavoir. Die Memoiren, die sie über ihre Zeit mit Picasso schrieb, sind frei von Vorwürfen und Bitterkeit und zeichnen sich durch ihre elegante Leichtigkeit aus. Fernande Olivier war das Modell für alle Frauen in dem berühmten Gemälde «Der Harem» von 1906. Die Entstehung von «Demoiselles d’Avignon» fällt in die turbulente Zeit der Trennung.

Eva Gouel 1910 – 1915
Die «petite Bourgeoise» Eva Gouel oder Marcelle Humbert, wie sie sich auch nannte, brachte Ordnung in Picassos Leben. Sie war die einzige seiner Musen, über die sich Picasso gegenüber seiner späteren Geliebten Françoise Gilot in Schweigen hüllt. Auch in den Gemälden der Zeit tritt sie nur kryptisch in Erscheinung. Picasso hat sie nie erkennbar gemalt, doch enthalten seine Bilder viele Anspielungen auf «Ma Jolie». Eva Gouel war kränklich. Als sich ihr Gesundheitszustand verschlechterte, veränderte sich auch die politische Weltlage: Der erste Weltkrieg stand bevor. Eva Gouel starb 1915 an Tuberkulose.

Gaby Lespinasse 1915 – 1917
Von ihrer Existenz scheint niemand etwas gewusst zu haben. Sowohl Gaby als auch Picasso verbargen ihre gemeinsame Zeit vor der Öffentlichkeit. Erst der Kunsthistoriker Douglas Cooper enthüllte, in den späten 80er Jahren, dass Gaby Lespinasse eine von Picassos Frauen war. Sie war es, der Picasso einen Heiratsantrag machte – das erste Mal, dass er dies tat. Doch Gaby lehnte ab. Sie entschied sich für die wohlhabende Sicherheit mit Herbert Lespinasse.

Olga Khoklova 1917 – 1927
Olga stammte aus niederem, russischem Adel. Sie war Ballerina in Diaghilevs berühmter Balletttruppe. Picasso lernte sie in Rom kennen, als er für das «Ballett Parade» Kostüm- und Bühnenbild entwarf. 1917, nach ihrer Heirat mit Picasso, gab sie ihren Beruf als Ballerina im Ballett Diaghilevs auf.
Olga Khoklova verschaffte Picasso Zugang zur besseren Gesellschaft. Picasso sah in ihr ein exotisches Wesen, aber hatte nicht die Absicht, ihr das zu geben, was sie brauchte – eine liebevolle, beständige Beziehung. Olga schenkte Picasso 1921 einen Sohn, Paulo. Die endgültige Trennung erfolgte 1935, scheiden ließen sie sich nie.

Marie-Thérèse Walter 1927 – 1936
Picasso und Marie-Thérèse begegnen sich 1927 am Boulevard Hausmann, einer beliebten Pariser Einkaufsstraße. Picasso ist sofort von der eigenwilligen Anmut der damals siebzehnjährigen Marie-Thérèse fasziniert. Seinen Freunden bleibt sie während der ersten Jahre ihrer Beziehung beinahe unbekannt. Sie taucht in Variationen immer wieder in Picassos Werk auf. 1935 wird Tochter Maya geboren.
Marie-Thérèse war ihr Leben lang unbeeindruckt von dem Wirbel, der um Picasso gemacht wurde. Sie berührt durch ihre unerschütterliche Treue zu Picasso.

Dora Maar 1936 – 1945
Die Malerin und Fotografin gehörte den surrealistischen Zirkeln der Zeit an. Der Dichter Paul Eluard machte sie 1935 mit Picasso bekannt. Es müssen außerordentlich starke Kräfte gewaltet haben, als diese beiden ungewöhnlichen Künstler sich miteinander gemessen haben. Dora Maar dokumentiert und begleitet den Entstehungsprozess des Meisterwerks Guernica und verschafft der Nachwelt so unschätzbare Einblicke. Dora Maar, Maîtresse en titre, ist auch die verwundbare Schöne.

Françoise Gilot 1945 – 1953
Die blutjunge Malerin Françoise Gilot trifft Picasso 1944 kurz vor Ende des Krieges in einem Pariser Café. Selbst angehende Künstlerin, ist sie fasziniert von dieser Welt der künstlerischen Diskurse. Lernbegierig und unbekümmert nimmt sie es mit dem schon damals legendären Picasso auf. Es folgt eine stürmische Beziehung, die neun Jahre währt. Sie schenkt ihm zwei Kinder, Claude und Paloma. Die Trennung erfolgt 1953. Françoise ist die einzige Frau, die Picasso jemals in aller Öffentlichkeit verlassen hat. Bestechend ist ihre souveräne Darstellung einer eindrucksvollen Zeit und Liebe.

Jacqueline Roque 1953 – 1973
Sie ist zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Françoise Gilot hat Picasso verlassen, und Jacqueline Roque wird zu seiner ständigen Begleiterin. Sie wird Picassos zweite Ehefrau. Zahlreiche Fotografien zeigen Jacqueline an seiner Seite, unzählige Male verewigt Picasso sie in seinen Bildern – 20 Jahre wohldokumentierte Gemeinsamkeit. Dennoch ist Jacqueline von Geheimnissen umgeben und entzieht sich einer endgültigen Deutung. Ihr Wesen bleibt unergründlich, Jacqueline Roque wird zur rätselhaften Hüterin seiner Werke.